Alcatraz

 Wenn man denn schon mal in San Francisco ist, sollte man auf jeden Fall auch "The Rock" besichtigen. 

Mehr, als ein ehemaliges Hochsicherheitsgefängnis in der Bucht von San Francisco..

Willkommen auf Alcatraz

 

"Sie haben Anspruch auf Verpflegung, Kleidung, Unterbringung und medizinische Versorgung. Alles andere sind Privilegien."

 

Nummer 5 der Alcatraz Gefängnisregeln und -verordnungen, 1934 

Ein Model der Insel, in der Mitte trohnt der ab 1908 erbaute Zellenblock.

Ab 1853 wurde Alcatraz zu einer Festung zur Verteidigung von San Francisco ausgebaut und war wichtiger Bestandteil der westlichen Verteidigungsstrategie. Über 400 Soldaten waren auf der Insel stationiert. 1907 wurde Alcatraz von der Armee offiziell als Festung aufgegeben. 

Eines der alten Verteidigungsgeschütze.

 

1864 wurden die modernsten Waffen installiert. Die Militärtechnik machte jedoch während des Bürgerkrieges rasante Fortschritte, und so galt Alcatraz trotz dieser Verbesserungen schnell als veraltet und überholt.  

Der Anlegepier mit einem rekonstruierten Wachturm.

 

Wer Alcatraz besichtigen will, muss sich ein Kombiticket für Überfahrt und Besichtigung bei der "Blue and Gold Fleet" besorgen. Kostet 16$ pro Nase.

 

Für Insassen war die Überfahrt kostenlos und bei Weitem nicht so komfortabel....

 

Vorbei am Wachhaus und Sturmgang läuft man am Garnisonsladen/Offiziersklub vorbei auf das Warenlager und das Kraftwerk zu. Der Offiziersclub wurde zusammen mit einigen anderen Gebäuden bei einem Brand im Juni 1970 zerstört. 

 

Die Militärkappelle

 

Wurde nur aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes so bezeichnet, ein religiöse Nutzung ist eher unwahrscheinlich.  1934 wurde das Gebäude umgebaut und diente als Wohnquartier für unverheiratete Gefängniswärter.

 

1905 errichtete die Armee drei Betonstockwerke über der 1860 erbauten Backsteinkaserne am Anliegepier. Anfangs wurden hier Soldaten, die zur Gefängnisbewachung abgestellt waren, untergebracht, später wurde das Gebäude in Wohnungen für Gefängnisbeamte und deren Familien umgebaut. Während der Bundesstrafanstaltzeit war dieser Bereich der Insel zum Schutz der Familien eingezäunt. 

 

Der Wasserturm. Das zur Versorgung nötige Süsswasser musste mühsam vom Festland herübergeschafft werden, da es auf der Insel kein Süsswasservorkommen gibt. Der "Käfig" im Hintergrund ist ein Wachposten zur Überwachung des Freizeit-Geländes.   

 

Ehemalige Leichenhalle des Militärs, später Versorgungsraum für elektrischen Strom und Wasser. 

 

Erster Blick auf den ziemlich imposanten Zellenblock.

Sämtliches Baumaterial, sogar das Süsswasser für die Herstellung des Betons, musste vom Festland hergeschafft werden.  Bei seiner Fertigstellung 1912 war dieser Block das größte Stahlbetongebäude der Welt. 

Bevor das Gebäude seinen Dienst als Hochsicherheitsgefängnis aufnahm wurde es aufwändig modernisiert. 

Entgegen allen Gerüchten war Alcatraz eines der modernsten Gefängnisse seiner Zeit. Gutes Essen, Zentralheizung und warmes Wasser in den Duschen begründeten den guten Ruf (so zumindest die Meinung der US-Justizbehörden).

Natürlich hatte man dabei auch Hintergedanken. Wer gemästet wird wie eine Weihnachtsgans und sich dank Warmwasser nicht an das kalte Wasser in der Bucht gewöhnen kann, kommt nicht so schnell auf die Idee, sich unerlaubter Weise zu entfernen...

Versucht haben es trotzdem einige, bis auf 5 wurden jedoch alle während der Flucht gestellt. Ob die 5, die man nicht fassen konnte es geschafft haben, weiß man bis heute nicht. Vermutlich sind sie im eiskalten Wasser der Bucht erfroren oder ertrunken. 

 

Der Haupteingang zum Zellenblock.

Wer diesen als Häftling betrat, blieb im Durchschnitt 8 Jahre. 

 

Hauptkontrollraum im Eingangsbereich. Von hier aus konnten die Wärter den gesamten Zellenblock überwachen und später auch einige Zellen elektrisch verriegeln. 

 

 

Der modernste Zellenblock, Block D auch Isolations- oder Behandlungseinheit genannt. Hier befanden sich die...  

 

 

...Isolationszellen 

Kein Mobiliar, kein Licht, kein Kontakt zu Mithäftlingen.

 

Dagegen waren die normalen Zellen der reinste Luxus. 

 

Die Gefängnisküche. Das Bild täuscht, die Küche war vom Speisesaal mit schweren Eisengittern getrennt.  

 

Das letzte Frühstück auf Alcatraz.

 

Wir bekamen auf unserer Reise nur "Continental Breakfast"

(Der Hammer war ein "Mini- Continental Breakfast", ein Kaffeeautomat in der Lobby, aber das ist eine andere Geschichte.)

 

Die Gemeinschaftsduschen mit der, natürlich hinter Gittern befindlichen, Ausgabe für Handtücher und Seife. 

 

Eines der Privilegien, die man sich als Häftling erst einmal verdienen musste; 1 Stunde Aufenthalt im Freizeitgelände. 

 

Der Bereich für Gefangenenbesuche von der Häftlingsseite....  

 

...und der Besucherseite.

Die Besuche waren streng geregelt. Ein Besuch pro Monat von einem Familienangehörigen oder einer anderen genehmigten Person war gestattet. Die Besuchszeit beschränkte sich von 1:30 Uhr bis 3:10 Uhr nachmittags. Es durfte nur über persönliche Angelegenheiten gesprochen werden, Gespräche über andere Häftlinge oder Anstaltsangelegenheiten waren verboten. Physischer Kontakt, Essen und Trinken waren ebenfalls untersagt. Besucher und Häftling waren angewiesen, während des Besuches sitzen zu bleiben. Den Häftlingen war während der Besuchszeit das Rauchen untersagt. Verletzungen dieser Regeln konnten zu einem Verlust des Besuchsprivileges führen.

 

Der älteste Zellenblock, Block A.

Dieser wurde nicht modernisiert und nur während der Zeit als Militärgefängnis zur Inhaftierung genutzt. In der Zeit als Bundesstrafanstalt diente dieser Block nur noch als Lagerraum.  

 

Fotos der wohl bekanntesten Häftlinge auf Alcatraz.

(v. l. n. r.)

Georg "Machine Gun" Kelly, Kidnapping, 1934 - 51

Al "Scarface" Capone, Steuerhinterziehung, 1934 - 39 

Die genaue Lage der Zelle Al Capones ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass er einen Teil seiner viereinhalb Jahre auf Alcatraz in einer Isolationszelle im Gefängnishospital verbrachte.

Robert Stroud, Mord, 1942 - 59

Der "Vogelmann von Alcatraz" hatte Kanarienvögel in der Strafanstalt Leavenworth, jedoch niemals in Alcatraz. Sein richtiger Spitzname war "Vogeldoktor von Leavenworth"

Meyer "Mickey" Cohen, Schutzgelderpressung, 1961 - 62

Alvin "Creepy" Karpis, Kidnapping u. Bankraub, 1936 - 62

Arthur "Doc" Barker, Kidnapping, 1934 -39 

 

Am 1. Juni 1854 ging Alcatraz als erstes Leuchtfeuer der Pazifikküste in Betrieb. 1909 wurde der ursprüngliche Leuchtturm durch den heutigen, 26 m hohen Betonturm ersetzt. Die Wärter lebten in einer Wohnung am Fuße des Turms. Diese wurde beim Brand 1970 zerstört. Seit Alcatraz 1963 als Bundesgefängnis aufgegeben wurde ist der Leuchtturm automatisiert und wird von der US Küstenwache unterhalten. 

 

Das Haus des Gefängnisdirektors dominierte die Insel. 17 Zimmer und eine atemberaubende Aussicht auf die Bucht (s. u.). Ein vertrauenswürdiger Häftling diente der Familie des Direktors als Gärtner und "Hausboy". 1970 brannte das Gebäude aus und ist heute nur noch als Ruine erhalten. 

 

Die sagenhafte Aussicht auf die Golden Gate Bridge... 

 

...die Bay Bridge... 

 

...und Downtown San Francisco.

Ziemlich frustrierend für die Häftlinge. Eingekerkert in gerade mal 2 km Entfernung zu einer der schönsten und lebhaftesten Stadt der USA.

Ein gesunder und einigermaßen sportlicher Häftling konnte durchaus auf die Idee kommen, die 2 km schwimmend zu überwinden. 

Zum Einen wurde dies jedoch durch das extrem kalte Wasser und die starken Strömungen verhindert, zum Anderen wurden die Häftlinge regelrecht gemästet und genossen den Luxus von warmem Wasser in den Duschen.... 

 

Die Reste der ehemaligen Gewächshäuser. 

Salzhaltiger, kalter  Wind, felsiger Boden und Mangel an Süsswasser schränkte ursprünglich die Zahl der Arten der Pflanzen auf Alcatraz ein. Mit Schiffen schaffte das Heer Ackerkrume nach Alcatraz und schüttete sie um die Waffenstellungen auf. Diese bildete die Grundlage für in Kalifornien heimische Pflanzen, die mit der Krume auf die Insel kamen. Später legten Gefangene und Wärter Zier- und Gemüsegärten an. Als das Gefängnis 1963 aufgegeben wurde, begannen die nicht mehr gepflegten Pflanzen sich unkontrolliert auszubreiten und überwuchern heute die gesamte Insel.  

 

...

in den Souvenierläden rund um die Bucht gibt's natürlich jede Menge Andenken mit Bezug auf Alcatraz...

Alles in Allem sehr interessant. Die Gebäude auf Alcatraz sind leider alle in einem erbärmlichen Zustand, einzig der Zellenblock kann noch besichtigt werden sowie die Gebäude am Pier, in denen die Parkverwaltung Ihre Verwaltungs- und Informationsräume untergebracht hat. Einige Gebäude wurden schon Anfang der siebziger Jahre abgerissen, vor Allem im Westen der Insel, bevor Alcatraz in die "Golden Gate National Recreation Area" eingegliedert wurde. Der Rest wurde entweder bei einem Brand im Juni 1970 zerstört oder ist einsturzgefährdet und somit nicht mehr zugänglich. 

 

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